Aktuell:
Babyzeit (bei uns vor allem August/September)!!!
Bitte nicht jeden kleinen Igel einsammeln, den Sie entdecken!
Hilfe benötigen mutterlose Igelsäuglinge mit geschlossenen Augen und Ohren, die sich tagsüber außerhalb des Nests befinden (unter 100 g).
In dieser Zeit kann auch die Mitnahme eines weiblichen Igels für das Tier fatale Folgen haben. Es kann zu Komplikationen bei der Geburt für das Muttertier kommen oder zum Verhungern der zurückgelassenen Igelkinder.
Beobachten Sie den/die Igel eine Weile, um zu beurteilen, ob wirklich Hilfe nötig ist. Sie können täglich abends Futter anbieten, um den Igel regelmäßig zu sehen und im Blick behalten zu können.
Hier finden Sie eine Tabelle zur Altersbestimmung von Igelsäuglingen:
www.pro-igel.de/downloads/merkblaetter/aufzucht.pdf
Im Alter von 3-4 Wochen (und einem Gewicht von 100 - 180 g) verlassen die Jungen erstmals das Nest und unternehmen selbstständig Ausflüge. Mit 6 Wochen (und einem Gewicht von etwa 250 g) gehen die Igel eigene Wege.
Erste Hilfe für Igel in Not
Igel zählen zu den besonders geschützten Tieren und dürfen nur in Notsituationen aus der Natur entnommen werden. Die Tiere müssen nach der Genesung sofort wieder in die Freiheit entlassen werden. Folgende Igel benötigen Hilfe:
● verletzte und offensichtlich erkrankte Igel,
● von Maden befallene, torkelnde und apathische Igel,
● mutterlose Igelsäuglinge mit geschlossenen Augen, die sich tagsüber außerhalb des Nests befinden und
● untergewichtige Igel (Jungtiere, die Anfang November unter 500 Gramm wiegen und Alttiere, die zu dieser Zeit unter 1000 Gramm wiegen) und Igel, die bei Dauerfrost oder geschlossener Schneedecke frei herumlaufen.
Aber Vorsicht in der Paarungszeit, wenn sie eine Igelmutter mitnehmen, haben die Igelbabys alleine keine Überlebenschance.
● Generell gilt: Mit Igeln, die tagsüber unterwegs sind, stimmt in der Regel etwas nicht! Aber bitte genau hinschauen, ob der Igel irgendwelche Symptome aufweist. Manche Igel werden tagsüber aus ihrer Schlafstätte vertrieben, weil im Garten oder Park gearbeitet wird und sie sich ein neues Nest suchen müssen.
● Die Behandlung verletzter oder sehr schwacher Igel sowie die Aufzucht von Igelsäuglingen gehört sofort in die Hände von Fachleuten. Bis zur Kontaktaufnahme mit einer Beratungsstelle halten Sie den Igel bitte warm (handwarme Wärmflasche mit Handtuch umwickeln und ein Handtuchnest samt Igel draufsetzen). Eine Temperatur von 20 bis 25 Grad ist ideal. Am besten finden Sie eine Kiste oder einen Karton, die/der mindestens 50 cm hoch ist, damit der Igel nicht herausklettern kann. Ein kalt gewordener Igel darf nicht fressen!!! Wenn der Igel sich aufgewärmt hat, können Sie etwas Fencheltee, Wasser und etwas Katzennassfutter anbieten und dann den Igel zu Experten bringen. Bei kleinen Igelbabys zählt jede Minute!
Folgende Anlaufstellen in der näheren Umgebung können Sie nutzen, um kranke und verletzte Igel zur Behandlung abzugeben:
● Aktion Tier Igelzentrum Laatzen: Telefon 0511 233161
● Igelhilfe Bissendorf (Wedemark): Telefon 01515 0975406
● Tierärztliche Hochschule Hannover
Bünteweg 2, 30559 Hannover
Telefon: 0511 / 9 53 60 (täglich 8.00 Uhr bis 17:00 Uhr) - danach fahren Sie bitte direkt in die Klinik.
Achtung: kostenpflichtig (Gebühr: Euro 29,00)
● Artenschutzzentrum NABU Leiferde
Hauptstraße 20, 38542 Leiferde
Telefon: 05373 / 66 77
Öffnungszeiten: Täglich von 9:00 Uhr bis 17:00 Uhr
Da Igelpflegestellen meist hoffnungslos überlaufen sind, empfiehlt es sich vorher anzurufen und sich nach den möglichen Kapazitäten zu erkundigen.
● In der Facebookgruppe: „Igel – Notfälle – Beratung und alles Drumherum“ können Sie ebenso Hilfe finden, wenn Sie einen Igel in Not gefunden haben.
Auch Tierärzte können aufgesucht werden. Bitte bedenken Sie aber, dass sich nicht alle Tierärzte mit der Versorgung von Wildtieren auskennen. Fragen Sie vorher nach und informieren Sie sich generell, ob und in welcher Höhe evtl. Kosten für Sie entstehen.
● Ansprechpartnerin beim NABU Burgdorf-Lehrte-Uetze: Birga Gaede
gaede@nabu-burgdorf-lehrte-uetze.de
Mobil 0176 64110441
Igelbestände in Gefahr
Seit etwa 65 Millionen Jahren gibt es diesen kleinen sympathischen stacheligen Gesellen, den Igel, ein Säugetier. Er ernährt sich in erster Linie von Käfern, Raupen, Regenwürmern, Ohrwürmern, Zweiflüglern, Tausend- und Hundertfüßer, Asseln, Spinnen und Schnecken. Letztere übertragen leider Lungenwürmer auf den Igel, die zum Tod des Stachlers führen können.
Die Krefelder Studie belegte einen Rückgang der Biomasse der Fluginsekten von über 75 Prozent. Das bedeutet, dass Tiere wie der Igel, die sich von Insekten ernähren in großen Schwierigkeiten stecken.
Durch den menschengemachten Insektenschwund reichen die verbliebenen Insekten nicht mehr aus für Igel, Fledermäuse, insektenfressende Vogelarten, Maulwürfe, Amphibien und Co.
Der Igel braucht unsere Hilfe. Er findet zu wenig Nahrung, keine geeigneten Lebensräume mehr und wird dazu noch von Autos überfahren oder durch Mähroboter verletzt.
Im Folgenden ein paar allgemeine Informationen zum Igel:
Das Igeljahr
Januar und Februar: Die Igel halten Winterschlaf.
März und April: Die Igel erwachen aus dem Winterschlaf und sind sehr hungrig.
Mai bis September: Paarungszeit und Aufzuchtzeit der Igelbabys. Bei uns werden die meisten Igelbabys im August und September geboren. Wobei die Babys, die erst im September zur Welt kommen, große Schwierigkeiten haben, bis zum Winterschlaf genug Gewicht zuzulegen. Ohne ausreichendes Gewicht übersteh ein Igel den Winterschlaf nicht.
Oktober und November: Die Igel gehen in den Winterschlaf.
Dezember: Die Igel sollten schlafen.
Das Igeljahr ist temperaturabhängig. Wird es sehr früh im Jahr schon warm, erwachen die Igel früher aus dem Winterschlaf.
Die Paarungszeit ist zwischen Mai und August und nach einer Tragzeit von 35 Tagen werden die meisten Igelbabys im August oder September geboren. Nach 3-4 Wochen kommen die Igelbabys aus dem Nest, mit 5-6 Wochen und einem Gewicht von ca. 250 g sind die Igel unabhängig von der Mutter und gehen bereits ihre eigenen Wege. Wird eine Igelmutter während oder kurz nach der Geburt gestört, kann es passieren, dass sie das Nest verlässt und die Igeljungen verhungern.
Ansonsten ist der Igel ein Einzelgänger und sucht sich schon als Jungigel einen eigenen Lebensraum. Nur zur Paarung treffen die Igel aufeinander, wobei das Männchen sich mit mehreren Igelweibchen paart.
Jeder kann etwas tun
Der Igel steht bald in 5 Bundesländern auf der Roten Liste. Es ist Zeit zu handeln! Auch viele andere insektenfressende Tierarten sind vom Aussterben bedroht.
● Schaffen Sie Durchgänge zu Nachbargrundstücken: Sorgen Sie für Löcher in Grundstücksbegrenzungen (Zäunen und Mauern) mit mindestens 12 x 12 cm Größe.
Die Deutsche Wildtierstiftung bietet anlässlich des Jahres des Igels eine Igeltor-Plakette für Menschen an, die Durchgänge für Igel schaffen:
● Benjeshecken, Laub- und Reisighaufen, Komposthaufen und/oder Totholzhaufen anlegen.
● Täglich frisches Wasser ist – besonders im Sommer - überlebensnotwendig! Die Schale muss aber so flach sein, dass der Igel nicht darin ertrinken kann.
● Füttern Sie Igel ganzjährig (wenn die Igel unterwegs sind). Errichten Sie Futterstellen, am besten in einem Igelfutterhaus mit zwei Eingängen, Labyrinthgang und Rattenklappe. Futterhäuser sorgen dafür, dass keine anderen Tiere von Ihrem Angebot profitieren. So können Sie durch eine Rattenklappe dafür sorgen, dass tatsächlich nur die Igel in das Futterhaus gelangen. Sie können ein fertiges Futterhaus kaufen oder selber bauen. Angebote zum Bau eines Futterhauses finden Sie auf Youtube oder auf www.nabu.de. Stellen Sie möglichst täglich abends/in der Dämmerung Futter ins Futterhaus.
Folgende Nahrung können Sie anbieten:
- Hochwertiges Katzentrocken- und Nassfutter (der Fleischanteil sollte mindestens 60 Prozent betragen). Ohne Soße und Gelee, ohne Zucker und ohne Getreide.
ungewürztes Rührei,
- gekochte Hühnerschenkel ohne Haut,
- gebratenes Rinder- oder Geflügelhackfleisch,
- helle Soldatenfliegenlarven und
- Mehlwürmer.
Was Igel nicht vertragen und daher nicht gefüttert werden darf sind fertiges Igelfutter, Milch, Honig, Zucker, Getreide (Haferflocken, Weizen etc.), Saucen, Aspik, Gelee, Obst und Gemüse (Kartoffeln, Rosinen etc.), Sonnenblumenkerne, Nüsse und Gewürze.
Des Weiteren wird empfohlen, im Winter an einem geschützten Platz Trockenfutter bereitzustellen. Falls ein Igel im Winterschlaf erwacht, soll er möglichst schnell Nahrung finden und nicht völlig entkräftet in der Kälte suchen müssen. Oftmals sind die Winter auch so warm, dass die Tiere keinen festen Winterschlaf einhalten und sich in einer Art Dämmerschlaf befinden. Dieser ist sehr kräftezehrend. Futter und Wasser können dann den Tieren das Leben retten.
Reinigen Sie Wasserschalen und Futterstellen möglichst täglich, damit sich die Igel nicht gegenseitig mit Krankheiten anstecken.
● Pflanzen Sie regionale ungespritzte Stauden (für die Insekten), verzichten Sie auf Gift im Garten, pflanzen Sie Bäume, lassen Sie Rasen wachsen (am besten Kräuterrasen), 10 % des Rasens immer stehen lassen.
● Wenn sie eine Wasserstelle (z.B. einen Teich oder einen Pool) im Garten haben, achten sie auf einen geeigneten Ausstieg, damit Wildtiere nicht ertrinken.
● Bitte fahren Sie im Auto nachts mit erhöhter Aufmerksamkeit, wenn Sie in der Nähe von Wiesen, Gärten, Hecken und Büschen unterwegs sind. Igel haben keine Chance zu fliehen, da sie sich bei Gefahr einrollen.
● Baugruben, Gräben, Kabelschächte und Kellerfenster sind für Igel gefährlich. Bitte sperren Sie die Gefahrenquelle ab (die Höhe sollte mindestens 50 cm betragen) oder sorgen Sie für Ausstiegshilfen (Bretter mit Querleisten, Ziegelsteine zur Verringerung der Treppenhöhe etc.)
● Rasenroboter bitte unbedingt nur tagsüber oder unter Aufsicht betreiben. Das Gerät kann nicht erkennen, dass es sich um einen Igel oder Frosch handelt.
● Legen Sie einen Käferkeller an.
● Falls Sie bei Gartenarbeiten ein Igelnest entdecken, müssen Sie es unbedingt wieder abdecken und vor Störungen (z.B. Hund) schützen.
Je unordentlicher Ihr Garten ist, desto wohler fühlt sich der Igel!
Weitere Infos rund um den Igel finden Sie auf folgenden Seiten im Internet:
Sehr umfangreiche und fachkundige Informationen, einen Shop sowie Beratung zu Fragen rund um den Igel erhalten Sie auch bei www.pro-igel.de.
Weitere hilfreiche Informationen über das Thema „Igel“ sowie einen Shop finden Sie bei www.weltderigel.de
Praxisorientierte Tipps rund um die Pflege der Igel finden Sie auf der Homepage der Igelberatungsstelle www.igelberatung-hannover-sued.de
Fotos: NABU / Bernd Rose
Zur großen Gefahr für die Igel werden die gelben Müllsäcke (Verpackungsmüll), weil sie auch Essensreste enthalten, die die Tiere anlocken. Oft entkommen die Igel den Säcken nicht mehr und erleiden bei der Müllabholung einen qualvollen Tod.
Deshalb: Stellen Sie bitte die gelben Säcke erhöht ab oder hängen Sie sie an Gegenstände, damit sie für die Igel nicht erreichbar sind.
Die zweite Gefahr sind "hermetische" Zaunschließungen zu den Nachbargrundstücken. Hier können Igel oft steckenbleiben und verenden.
Deshalb: Geben Sie den Igeln Schlupflöcher und Öffnungen im Zaun oder der Begrenzung, damit die Tiere sich frei über die Grundstücke bewegen können.