Igel

Igelbestände in Gefahr – Jeder kann etwas tun!

Seit etwa 65 Millionen Jahren gibt es diesen kleinen sympathischen stacheligen Gesellen, den Igel, ein Säugetier. Er ernährt sich in erster Linie von Laufkäfern, Raupen, Regenwürmern, Ohrwürmern und Käferlarven.

 

Durch den menschengemachten Insektenschwund reichen die verbliebenen Insekten nicht mehr aus für Igel, Fledermäuse, insektenfressende Vogelarten, Maulwürfe, Amphibien und Co.

 

Aktuell ist Paarungszeit bei den Igeln und der Nachwuchs steht bereits in den Startlöchern. Es fehlen Nahrung und bei der Hitze und Trockenheit auch Trinkmöglichkeiten (Wasser). Der Igel steht bald in 5 Bundesländern auf der Roten Liste. Es ist Zeit aufzuwachen und zu handeln! Auch viele andere insektenfressende Tierarten sind vom Aussterben bedroht.

 

Bitte jetzt in der Paarungs- und Aufzuchtzeit Hecken, Laub- und Reisighaufen, Komposthaufen und Totholzhaufen in Ruhe lassen, damit die Igel bei der Aufzucht nicht gestört werden. Errichten Sie Futterstellen (Katzenfutter, mind. 60 % Fleischanteil, ohne Getreide, ohne Zucker, ohne Soße und Gelee oder getrocknete Mehlwürmer), stellen Sie Wasserschalen nach draußen, schaffen Sie Igelunterschlüpfe (Reisighaufen, Totholzhaufen, Igelhäuser).

 

Pflanzen Sie regionale ungespritzte Stauden, verzichten Sie auf Gift im Garten, pflanzen Sie Bäume, lassen Sie Rasen wachsen (am besten Kräuterrasen), legen Sie Naturgärten an, einen Käferkeller, Komposthaufen und Benjeshecken. Kaufen Sie keine Fadenschneider, Tellersensen, Mähroboter (oder wenigstens einen Mähroboter mit Sensor und lassen ihn in der Dämmerung und nachts nicht laufen). Füttern Sie Igel und Vögel ganzjährig. Sorgen Sie für Löcher in Grundstücksbegrenzungen (Zäunen und Mauern) mit mindestens 12 x 12 cm Größe.

 

Birga Gaede (Kontakt s. u.)

 

 

Kontaktstellen:

 

Igelhilfe Bissendorf (Wedemark): Telefon 01515 0975406

 

Aktion Tier Igelzentrum Laatzen: Telefon 0511 233161

E-Mail-Adresse für den Erstkontakt:

igelschutz@viabello.de

 

Ansprechpartnerin beim NABU Burgdorf-Lehrte-Uetze:

 

Birga Gaede 

gaede@nabu-burgdorf-lehrte-uetze.de 

Mobil 0176 64110441

 

Igel gehören zu den ältesten noch lebenden Säugetieren. Überall dort, wo es Nistgelegenheiten gibt und ein gutes Nahrungsangebot zu finden ist, fühlen sie sich wohl. Igel leben in Parks und Gärten, die idealerweise verschiedene Hecken, Gebüsche, Bodendecker, Laub- und Reisighaufen vorweisen.

Igel besitzen von Geburt an ein Stachelkleid, welches aus bis zu 8.000 Stacheln besteht. Bei Gefahr oder Berührung rollen sich Igel ein und stellen ihre Stacheln auf. Erwachsene Igel erlangen ein Gewicht von bis zu 1.500 Gramm. Sie verfügen über einen hervorragenden Geruchssinn, durch den sie ihre Nahrung finden. Auch ihr Gehör ist sehr gut, reicht es doch in den Ultraschallbereich hinein.  Das Sehvermögen ist dafür nicht gut ausgebildet. Igel geben auch unterschiedliche Geräusche von sich. Bei Gefahr klingt es wie ein Fauchen und ihre Angst- oder Schmerzschreie erinnern an eine Eisensäge. Igelsäuglinge zwitschern fast wie Vögel, wenn sie Hunger haben oder ihre Mutter suchen.

Igel haben eine Lebenserwartung von bis zu acht Jahren, allerdings wird dieses Alter selten erreicht, da der Igel in unserer heutigen Zivilisation zu vielen Gefahren ausgesetzt ist.

 

Igel sind nachtaktiv und ernähren sich von Laufkäfern, Raupen, Schnecken, Spinnen, Tausendfüßlern… Pflanzenteile nehmen sie nur zufällig beim Verspeisen der Insekten auf. Auf der Nahrungssuche legen sie bis zu 5 km in einer Nacht zurück. Die Feinde des Igels sind Uhu, Dachs und Fuchs sowie der Hund. Der größte Feind des Igels ist allerdings der Mensch (Eingriffe in die Natur, Autos, Mähroboter etc.).

 

Die Paarungszeit ist zwischen Mai und August und nach einer Tragzeit von 35 Tagen werden die meisten Igelbabys im August oder September geboren. Ansonsten ist der Igel ein Einzelgänger und sucht sich schon als Jungigel einen eigenen Lebensraum. Nur zur Paarung treffen die Igel aufeinander, wobei das Männchen sich mit mehreren Igelweibchen paart.

 

Igel zählen zu den besonders geschützten Tieren und dürfen nur in Notsituationen aus der Natur entnommen werden. Die Tiere müssen nach der Genesung sofort wieder in die Freiheit entlassen werden. Gerade im Herbst meinen es viele Menschen gut und sammeln Igel ein. Da die Auffangstationen aber zu dieser Zeit meist überfüllt sind, ist genau abzuwägen, ob der Igel wirklich Hilfe benötigt. Bitte beobachten Sie den Igel genau und entscheiden dann, ob sie eingreifen müssen.

 

Notfall Igel

Folgende Igel benötigen Hilfe:

verletzte und offensichtlich erkrankte Igel,

von Maden befallene, torkelnde und apathische Igel,

mutterlose Igelsäuglinge mit geschlossenen Augen, die sich tagsüber ausserhalb des Nests befinden,

untergewichtige Igel (Jungtiere, die Anfang November unter 500 Gramm wiegen und Alttiere, die zu dieser Zeit unter 1000 Gramm wiegen) und

Igel, die bei Dauerfrost oder geschlossener Schneedecke frei herumlaufen. 

 

Generell gilt: Mit Igeln, die tagsüber unterwegs sind, stimmt etwas nicht!

Bitte genau hinschauen, ob der Igel irgendwelche Symptome aufweist. Manche Igel werden tagsüber aus ihrer Schlafstätte vertrieben, weil im Garten oder Park gearbeitet wird und sie sich ein neues Nest suchen müssen.

Die Behandlung verletzter oder sehr schwacher Igel sowie die Aufzucht von Igelsäuglingen gehört sofort in die Hände von Fachleuten. Bis zur Kontaktaufnahme mit einer Beratungsstelle halten Sie den Igel bitte warm (handwarme Wärmflasche mit Handtuch umwickeln und ein Handtuchnest samt Igel draufsetzen). Eine Temperatur von 20 bis 25 Grad ist ideal. Am besten finden Sie eine Kiste, die mindestens 50 cm hoch ist, damit der Igel nicht herausklettern kann. Ein kalt gewordener Igel darf nicht fressen!!! Wenn der Igel sich aufgewärmt hat, können Sie etwas Fencheltee, Wasser und etwas Katzennassfutter anbieten und dann den Igel zu Experten bringen. Bei kleinen Igelbabys zählt jede Minute!

 

Folgende Anlaufstellen in der näheren Umgebung können Sie nutzen, um kranke und verletzte Igel zur Behandlung abzugeben:

 

 

 

Tierärztliche Hochschule Hannover

Bünteweg 2

30559 Hannover

Telefon: 0511 / 9 53 60 (täglich 8.00 Uhr bis 17:00 Uhr) - danach fahren Sie bitte direkt in die Klinik.

Achtung: kostenpflichtig (Gebühr: Euro 29,00)

 

 

Artenschutzzentrum NABU Leiferde

Hauptstraße 20

38542 Leiferde

Telefon: 05373 / 66 77

Öffnungszeiten: Täglich von 9:00 Uhr bis 17:00 Uhr

Da Igelpflegestellen meist hoffnungslos überlaufen sind, empfiehlt es sich vorher anzurufen und sich nach den möglichen Kapazitäten zu erkundigen.

 

Auch Tierärzte können selbstverständlich aufgesucht werden. Bitte bedenken Sie, dass sich nicht alle Tierärzte mit der Versorgung von Wildtieren auskennen. Fragen Sie vorher nach und informieren Sie sich generell, ob und in welcher Höhe evtl. Kosten für Sie entstehen.

 

Holen Sie sich grundsätzlich Anleitung und Hilfe bei den Profis! Manche gut gemeinten Laien-Ratschläge sind eher schädlich für die Igel.

Falls Sie einen Igel bei sich versorgen möchten, weil er zu mager ist und den Winterschlaf nicht überleben würde, oder Sie andere Fragen zum Thema Igel haben, können Sie sich an folgende Kontakte wenden.

Beim Igel-Notnetz e.V. erhalten Sie telefonische Anleitung und Unterstützung zu allen Fragen und Problemstellungen. Das Motto lautet: Hilfe zur Selbsthilfe. Dort wird auch nach möglichen Pflegestellen in Ihrer Nähe gesucht. Die Telefonnummer lautet: 800-723 57 50.

Sehr umfangreiche und fachkundige Informationen, einen Shop sowie Beratung zu Fragen rund um den Igel erhalten Sie auch bei www.pro-igel.de.  

Weitere hilfreiche Informationen über das Thema „Igel“ sowie einen Shop finden Sie bei www.weltderigel.de

Praxisorientierte Tipps rund um die Pflege der Igel finden Sie auf der Homepage der Igelberatungsstelle www.igelberatung-hannover-sued.de

 

Gefahren vermeiden – Igelleben schützen

Das können Sie tun, um Igeln das Leben zu erleichtern bzw. sie zu schützen:

Bitte fahren Sie nachts mit erhöhter Aufmerksamkeit, wenn Sie in der Nähe von Wäldern, Gärten, Hecken und Büschen unterwegs sind. Igel haben keine Chance zu fliehen, da sie sich bei Gefahr einrollen.

 

Baugruben, Gräben, Kabelschächte, Kellerfenster, Gartenteiche und Schwimmbecken sind für Igel gefährlich. Bitte sperren Sie die Gefahrenquelle ab (die Höhe sollte mindestens 50 cm betragen) oder sorgen Sie für Ausstiegshilfen (Bretter mit Querleisten, Ziegelsteine zur Verringerung der Treppenhöhe etc.).

 

Osterfeuer sind eine Todesfalle für Igel, die ihren Winterschlaf ja bevorzugt in großen Blättern und Reisighaufen halten. Vor dem Anzünden die Haufen bitte unbedingt vorsichtig umsetzen!!! Beim Umsetzen von Kompost- oder Reisighaufen auf darin vorhandene Igel achten und vorsichtig arbeiten. 

 

Bei der Gartenarbeit unbedingt vorher nachschauen, ob sich ein Igel für den Tag oder die Nacht ein Versteck gebaut hat. Verletzungen durch Rasenmäher, Sensen etc. sind für die Igel meist extrem schmerzhaft oder gar tödlich.

 

Rasenroboter bitte unbedingt nur tagsüber oder unter Aufsicht betreiben. Das Gerät kann nicht erkennen, dass es sich um einen Igel oder Frosch handelt und zerfetzt die Tiere grausam.

 

Vogelnetze über Sträuchern so spannen, dass sich Igel nicht darin verfangen können.

 

Giftköder für Ratten und Tierfallen bitte so aufstellen, dass die Igel sie nicht erreichen können. Ab 50 cm Höhe ist dies der Fall.

 

Abfall, der auf dem Boden liegt, kann zu Fallen für Igel werden. So können sich die Tiere in Büchsen und Bechern einklemmen. Gelbe Säcke bitte zubinden und hoch hängen, damit sie für die Igel nicht erreichbar sind.

 

Verwenden Sie bitte nur natürliche Dünger (Hornspäne, Komposterde, Rindenmulch etc.) im Garten, um keinem Tier zu schaden.

 

Lassen Sie bitte einen Teil Ihres Rasens ungemäht, damit die Igel ein reichhaltiges Angebot an Insekten vorfinden.

 

Ein Laubbläser vernichtet Insekten und verschreckt Igel und andere kleine Lebewesen.

 

Bitte achten Sie darauf, dass Ihr Zaun einen Ein- und Ausgang für die Igel hat. Wenn die Öffnung mindestens 10 cm mal 10 cm hat, ist sie ausreichend groß, damit Igel passieren können. 

 

Pflanzen Sie bitte einheimische Bäume, Stauden und Büsche. Diese sind wichtig für den Erhalt der Artenvielfalt und Lebensgrundlage für Igel.

 

Schaffen Sie bitte Unterschlupfmöglichkeiten für Igel. Dichte Hecken, Gebüsche, Reisighaufen, Laub- und Komposthaufen sowie Hohlräume unter dem Gartenhaus, Treppen, Steinhaufen etc. sind hilfreich.

 

Falls Sie bei Gartenarbeiten ein Igelnest entdecken, müssen Sie es unbedingt wieder abdecken und vor Störungen (z.B. Hund) schützen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass die Igelmutter ihre Jungen verlässt und diese verhungern.

 

Je unordentlicher Ihr Garten ist, desto wohler fühlt sich der Igel. Vielleicht können Sie ja einen Teil Ihres Geländes für die Tiere zur Verfügung stellen.

 

Täglich frisches Wasser ist – besonders im Sommer - überlebensnotwendig! Die Schale muss aber so flach sein, dass der Igel nicht darin ertrinken kann.

 

Im Frühjahr und Herbst bitte zufüttern. In Zeiten von Insektensterben und Klimawandel freut sich der Igel über eine Extraportion Futter. Manche Igelexperten empfehlen, das ganze Jahr zuzufüttern, da die Population der Insekten um 70 Prozent zurückgegangen ist und die Igel es immer schwerer haben, an ausreichend Futter zu gelangen.   

 

Folgende Nahrung können Sie anbieten:

Hochwertiges Katzentrocken- und Nassfutter (der Fleischanteil sollte mindestens 70 Prozent betragen). Soße und Gelee im Nassfutter vertragen die Igel nicht. Igel brauchen viel Eiweiß und Fett, die aufgenommenen Kohlenhydrate durchs Insektenfressen sind unverdaulich und dienen lediglich als Ballaststoffe. Deshalb ist auch Hundefutter aufgrund seiner im Vergleich zum Katzenfutter proteinärmeren und kohlenhydratreicheren Zusammensetzung nicht geeignet.

schlabbrig angebratenes Rührei

gekochte Hühnerschenkel ohne Haut

gebratenes Rinder- Geflügelhackfleisch

frische Frost-Insekten

Mehlwürmer

 

Wichtig: Frisches Wasser – auf keinen Fall Milch!

 

Was Igel nicht vertragen und daher nicht gefüttert werden darf sind fertiges Igelfutter, Milch, Honig, Zucker, Getreide (Haferflocken, Weizen etc.), Saucen, Aspik, Gelee, Obst und Gemüse (Kartoffeln, Rosinen etc.), Nüsse und Gewürze.  

Futterhäuser sorgen dafür, dass keine anderen Tiere von Ihrem Angebot profitieren. So können Sie durch eine Rattenklappe dafür sorgen, dass tatsächlich nur die Igel in das Futterhaus gelangen. Sie können ein fertiges Futterhaus kaufen oder selber bauen. Angebote zum Bau eines Futterhauses finden Sie auf Youtube oder auf www.nabu.de.

 

Winterschlaf

Ab Mitte November gehen die meisten Igel – je nach Witterung – in den Winterschlaf.  Von kurzen Unterbrechungen abgesehen verschlafen sie die kalte Jahreszeit bis in den März oder April. Teilweise werden die Winterquartiere noch bis in den Mai hinein genutzt – abhängig von der Wetterlage. Da die schlafenden Tiere bei Störungen nicht reagieren, also nicht fliehen können, heißt das für den Garten: Einmal geschaffene Unterschlupfe während des Winterhalbjahres bitte nicht mehr umsetzen. Vorsicht gilt auch beim Beseitigen von Sträuchern, beim Mähen unter tiefliegenden Zweigen, beim Umgang mit Motorsensen etc.

Wenn Sie den Igeln helfen wollen, einen geschützten Schlafplatz zu finden, können Sie große Laub- und Reisighaufen liegen lassen oder ein Schlafhaus kaufen oder selber bauen. Anleitungen zum Selberbauen finden Sie bei www.nabu.de oder Youtube.

Des Weiteren wird empfohlen, an einem geschützten Platz Trockenfutter bereitzustellen. Falls ein Igel im Winterschlaf erwacht, soll er möglichst schnell Nahrung finden und nicht völlig entkräftet in der Kälte suchen müssen. Oftmals sind die Winter auch so warm, dass die Tiere keinen festen Winterschlaf einhalten und sich in einer Art Dämmerschlaf befinden. Dieser ist sehr kräftezehrend. Futter und Wasser können dann den Tieren das Leben retten.

  

Zwei große Gefahren für die Igel

Fotos: NABU / Bernd Rose

 

Zur großen Gefahr für die Igel werden die gelben Müllsäcke (Verpackungsmüll), weil sie auch Essensreste enthalten, die die Tiere anlocken. Oft entkommen die Igel den Säcken nicht mehr und erleiden bei der Müllabholung einen qualvollen Tod.

 

Deshalb: Stellen Sie bitte die gelben Säcke erhöht ab oder hängen Sie sie an Gegenstände, damit sie für die Igel nicht erreichbar sind.

 

Die zweite Gefahr sind "hermetische" Zaunschließungen zu den Nachbargrundstücken. Hier können Igel oft steckenbleiben und verenden.

 

Deshalb: Geben Sie den Igel Schlupflöcher und Öffnungen im Zaun oder der Begrenzung, damit die Tiere sich frei über die Grundstücke bewegen können.